Koreanische
Handakupunktur
Kirsten Osbahr
Heilpraktikerin
Ich weiß noch ganz genau, was ich dachte, als ich vor sieben
Jahren zum ersten Mal von der Koreanischen Handakupunktur hörte. „Wahrscheinlich ein kurzlebiger Modetrend, der bei
weitem nicht an das Original, hier die Klassische Akupunktur nach den Grundlagen der Traditionellen Chinesischen
Medizin( TCM), heranreicht.“ Weit gefehlt!
Da ich mich schon seit geraumer Zeit mit der medizinisch-
psychologischen Handdiagnostik beschäftigte und erste Erfahrungen mit der TCM gesammelt hatte, wurde ich dennoch
neugierig. Sollte ich hier eine Verbindung aus beidem entdecken?
Das erste Seminar übertraf meine Erwartungen. Zwar gab es die
einen oder anderen Überschneidungen von Handdiagnostik und Handakupunktur, aber viel interessanter waren doch
die Beziehung zur TCM, die klare und einfache Struktur, sowie die Möglichkeit der Selbstbehandlung – nicht jeder
von uns nadelt sich selbst das Ohr!
Die koreanische Handakupunktur wurde 1972 von Dr. Yoo in Seoul
entdeckt. Das Besondere dieser Therapieform liegt darin, dass die Hand nach Vorbild der Klassischen Akupunktur
alle Akupunkturpunkte und Meridiane repräsentiert, sodass sie in ihrer Wirksamkeit nicht hinter der
Körperakupunktur zurücksteht. Sie ist nicht zu verwechseln mit Su- Jok, der Koreanischen Hand- und
Fußakupunktur, der ein anderes System zugrunde liegt.
Es finden sich, wie schon erwähnt,
die Grundlagen
der Klassischen Chinesischen Medizin:
- Yin und Yang als struktive, sich ergänzende und
kontrollierende Aspekte.
- Die 5 Wandlungsphasen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser
mit ihren Entsprechungen.
- Die Einteilung in 6 Yin- und 6 Yang- Organe mit ihren
Leitbahnen, sowie Konzeptions- und Lenkergefäß.
- Qi, Blut, Essenz und Körperflüssigkeiten sind die
Grundsubstanzen, deren Aufgabe es ist, den Körper zu wärmen, schützen, ernähren, befeuchten oder
reinigen.
- Dazu 8 außergewöhnliche Gefäße, auf denen Qi und Blut im
Körper transportiert werden.
- Wir unterscheiden Fülle- und Leere- Symptome.
Krankheitsursachen sind demzufolge:
- Innere Krankheitsursachen wie Zorn, Traurigkeit, Sorge,
Nachdenklichkeit, Freude, Angst, Schock, auch als Symptome einer Disharmonie.
- Äußere pathogene Faktoren wie Wind, Kälte, Sommerhitze,
Feuchtigkeit, Trockenheit, Feuer.
- Sonstige Einflüsse aufgrund der Konstitution,
Lebensführung, Behandlung, sowie Traumata.
Diagnose
Bei jedem neuen Patienten ist die Grundlage der Diagnose ist
eine ausführliche Anamnese mit körperlicher Untersuchung. Eine Besonderheit der Koreanischen Handakupunktur ist
die spezielle Pulsdiagnostik, die in Verbindung mit einer vereinfachten Bauchdeckendiagnose zu einer
individuellen ganzheitlichen Behandlung führt. Schmerzhafte oder auffällige Areale in der Hand werden
diagnostisch berücksichtigt („da, wo`s wehtut“). Natürlich darf die Zungendiagnose nicht fehlen!
Behandlung
Bevor es zur Behandlung kommt, lesen Sie zunächst
den Erfahrungsbericht über die
Handdiagnose. Die koreanische Handakupunktur
ist eine unkomplizierte, wirkungsvolle und vor allem risikoarme Behandlungsmethode für alle Krankheitsbilder, die
auch auf Körperakupunktur ansprechen, sodass ich sie in der Regel stattdessen einsetze. Ausnahme bleiben
ausgewählte Krankheitsbilder, Süchte, Gewichtsreduktion oder Tinnitus, bei denen ich die
Ohrakupunktur vorziehe. Behandelt wird mit Akupunkturnadeln, Moxibustion, Akupressur, Magnetplättchen, Ringen oder
Elektroakupunktur. Bei Kindern kann schmerzfrei der Softlaser eingesetzt werden.
Die Hand repräsentiert den ganzen Körper mit allen
Akupunkturpunkten und Meridianen, eine Selbstbehandlung ist einfach erlernbar, und vor allem auch einfach
durchzuführen. Wir erreichen einen schnellen Behandlungseffekt, der vermutlich auf der Vielzahl der
Nervenendigungen in der Hand basiert. Der Behandlungserfolg ist unmittelbar durch die Pulsdiagnose
überprüfbar.
Wenn kein grundlegendes Defizit vorliegt, folgt die erste
Behandlung den Regeln der korrespondierenden Therapie. Das heißt, dass nach der Topografie des Körpers in der
Hand die betroffenen Körperteile oder Organe stimuliert werden. Sitzt die Problematik tiefer, erreiche ich die
entsprechenden Ebenen durch so genannte Basisvorschreibungen, Meridianbehandlung oder durch eine spezielle
Behandlung der zugrunde liegenden Konstitution.
Während es „Basisvorschreibungen“ für fast jedes „Problem“ gibt,
egal ob Herz oder Nieren, Verdauung oder Leber etc., kommen die Bauchdecken- und Pulsdiagnose zum Einsatz, wenn
die Ursache der Beschwerden eher ungeklärt ist.
Ich habe eingangs damit gelockt, dass die Koreanische
Handakupunktur einfach ist, das gilt nur eingeschränkt. Korrespondierende Therapie und Basisvorschreibungen sind
schnell überschaubar, sehr effektiv und auch von Laien zu erlernen. Das eröffnet ein großes Feld für die
Selbsttherapie. Weiterführende Therapien erfordern dann mehr Zeitaufwand. Die Koreanische Handakupunktur bietet
genug Hintergründe und Aufbauschritte für eine lange und intensive Studienzeit.
Erfahrungen
Die ersten eigenen Erfahrungen mit der Koreanischen
Handakupunktur werden meist unmittelbar gemacht. Eine verstopfte Nase wird durch gezieltes Kleben eines
Silberpellets schnell wieder frei, eine Brandblase hört sofort auf zu schmerzen, ein erkrankter Zahn gibt
unversehens Ruhe. Diese Behandlungen sind nicht nur rein symptomatischer Natur, es wird außerdem ein Impuls zum Ort des Geschehens ausgesandt, um den Körper wieder ins Gleichgewicht
zu bringen.
Neben der so genannten „ Koreanischen
Viagra“ (Basisvorschreibung für Männer) durfte ich gerade in den letzten Monaten meine Erfahrungen mit
aller Art von Frauenleiden auffrischen.
Ganz gleich ob Menstruationsbeschwerden, Prämenstruelles
Syndrom, unregelmäßiger Eisprung oder fehlende Libido – die Basisvorschreibung für Frauen zeigt in der Regel
nach wenigen Behandlungen mit Moxa und Akupunktur überzeugende Erfolge:
- regelmäßiger Zyklus
- häufigere Eisprünge
- weniger Schmerzen
- stabile Stimmungslage
Manch unerfüllter Kinderwunsch fand endlich Gehör!
Die Koreanische Handakupunktur verspricht keine Wunderheilungen,
aber vielleicht ist es mir gelungen, Sie neugierig zu machen. Es lohnt sich! Die
Schädelakupunktur nach Yamamoto ist
ebenfalls eine interessante Therapie.
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