Gesunde Eltern – gesunde Kinder –
und was der Darm damit zu tun hat
Sigrid Selzer
Heilpraktikerin
Viel zu häufig quälen sich heutzutage schon unsere Kleinsten mit gesundheitlichen Beschwerden
herum. Die Tatsache, dass unser Darm von Geburt an eine Art Trainingslager für unser Immunsystem darstellt, unterstreicht deutlich seine
Bedeutung für unsere Gesundheit. Bei Kindern mit Darm- und Hautproblemen, Allergien, Infektanfälligkeit, häufigen Mittelohrentzündungen, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sowie -Allergien, usw. ist
eine Therapie des Darms daher die Basis der Therapie. Ohne eine günstige Beeinflussung der Darmflora kann sich
eine sogenannte Dysbiose entwickeln, d.h., im Darm vermindern sich die guten
Darmbakterien und die falschen Darmbakterien breiten sich aus. Ein Zustand, der sich mit der Zeit hochschaukeln
kann und zu Darmbeschwerden und schwachem Immunsystem führen kann. Diese Kinder und
Jugendlichen fehlen durch ihre Beschwerden häufig in der Schule und die schulischen Leistungen lassen durch
Konzentrationsprobleme und Müdigkeit zu wünschen übrig. Einer Berufsausbildung stehen solche Beschwerden leider
im Weg. Dies alles lässt sich mit einer individuellen naturheilkundlichen Therapie günstig beeinflussen.
Dabei ist es am Lebensbeginn des Kindes noch leicht, den Darm in die naturheilkundliche Therapie mit einzubeziehen.
Die Chance, den Gesundheitserreger Darm mit seinen unzähligen kleinen Helferlein in die richtigen Bahnen zu lenken,
sollten wir für die Gesundheit des Kindes nicht verpassen.
Gewusst wie: Wie beim Erwachsenen wird eine Stuhlprobe des Kindes im Labor auf Darmflora und andere Werte
untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchung liefert wichtige Hinweise für die geeignete Therapie.
Die Gesundheit eines Kindes beginnt bereits bei den Eltern. Die heutigen Eltern gehören der Generation an, die
nicht mehr „artgerecht“ aufgewachsen ist. Eine unnatürliche Ernährungs- und Lebensweise sowie der Einfluss von
Medikamenten kann es zur nachhaltigen Störung der Gesundheit kommen. Besonders Antibiotika dezimieren die gesunden
Darmbakterien.
Die indische Gesundheitslehre „Ayurveda“ empfiehlt werdenden Eltern, sich bereits mindestens
drei Monate vor der geplanten Schwangerschaft auf die Weitergabe des Lebens vorzubereiten. Die Keimzellen sind
das kostbarste der sieben Körpergewebe und sollten vollkommen rein sein. Im Ayurveda legt man daher sehr viel
Wert auf das Reinigen des Körpers, beispielsweise durch Kräuterzubereitungen zum Einnehmen und den verschiedenen
Ayurveda-Öl-Massagen. Der ganzen Natur ist das Bedürfnis nach Vermehrung in die Wiege gelegt worden. Jede noch
so kleine Blume steckt all' ihre Kraft in ihre Samen.
Die Kinder(darm)gesundheit beginnt schon bei den Eltern und setzt sich in der Schwangerschaft fort. Vor einigen Jahren noch glaubten
Forscher, Kinder seien im Mutterleib steril. Doch dann fanden sie im Nabelschnurblut und im Mutterkuchen die
mütterlichen Darmbakterien. Diese haben jedoch noch nicht die Aufgabe, den kindlichen Darm zu besiedeln, sondern
sie bereiten das Kind auf den massiven Bakterien-Ansturm nach der Geburt vor. Daher ist es so wichtig, dass die
Darmflora der werdenden Mutter optimalerweise vor, spätestens aber während
der Schwangerschaft verbessert wird.
Während das Kind bei der natürlichen Geburt den mütterlichen Geburtskanal passiert, bekommt es sozusagen die
„Schluckimpfung“ mit den mütterlichen Vaginalbakterien, meist Laktobazillen, die den Startschuss für die eigene
kindliche Darmflora geben. Die beste Nahrung zum Anfüttern der in der kindlichen Darmflora enthaltenen
Darmbakterien sind bestimmte, in der Muttermilch enthaltene Ballaststoffe. Im Darm der Mutter fischen sich
bestimmte Darmschleimhautzellen einige Darmbakterien heraus und transportieren sie in die Brust. So bekommt der
Säugling mit der Muttermilch auch immer wieder eine Portion Darmbakterien für seine Darmflora mitgeliefert.
Bei vielen Müttern klappt es nicht auf Anhieb mit dem Stillen. Doch lohnt sich die Mühe für die Gesundheit des
Kindes, am Ball zu bleiben, bis es richtig läuft.
Die Natur der mütterlichen Brust liefert dem Säugling in jeder Phase seines noch jungen Lebens genau die passende
Milch. Als erstes trinkt das Kleine mit der Vormilch eine geballte Ladung an Nähr- und Immunstoffen, eine optimale
Erstausstattung. Aber auch später passt sich die Muttermilch den Bedürfnissen des Säuglings an. Flaschenmilch kann
nie so gut sein wie die Muttermilch, ist jedoch eine Möglichkeit für Mütter, bei denen das Stillen nicht möglich
ist.
Eine Kaiserschnittgeburt muss leider manchmal sein und die natürliche Schluckimpfung bleibt hierbei aus. Dadurch
besteht die Gefahr, dass sich die Darmflora nur verzögert entwickelt oder sich die falschen Keime ausbreiten.
Dennoch gibt es auch bei einer Kaiserschnittgeburt Möglichkeiten, doch noch dem Kind die notwendige
„Schluckimpfung“ zu geben, was inzwischen auch häufig schon von Geburtshelfern so gehandhabt wird. Es reicht völlig
aus, dem Kind ein wenig des Vaginalsekrets der Mutter auf die Zunge zu geben. In manchen Kliniken wird das Kind
auch mit Tupfern in eingerieben, die das mütterliche Vaginalsekret enthalten. Ist dies nicht machbar, kann dem Kind
auch ein naturheilkundliches Präparat gegeben werden. Bei vielen Müttern ist es auch nach einer Kaiserschnittgeburt
möglich, ihre Kinder zu stillen.
Auch bei Frühchen besteht die Gefahr, dass sich die Entwicklung der Darmflora verzögert oder in die falsche
Richtung läuft. Für Säuglinge geeignete Probiotika wirken sich bei ihnen sehr positiv aus.
Oft werden Kinder frühzeitig mit Antibiotika behandelt. Vom ersten Tag der Antibiose an und bis einige Wochen
danach sollten zum Schutz der entstehenden Darmflora Probiotika zusätzlich gegeben werden, um zu verhindern, dass
durch die Dezimierung der guten Darmbakterien schlechte Keime im Darm die Oberhand gewinnen und früher oder später
Beschwerden verursachen.
Wie wir gesehen haben hängt die gesunde Zukunft unserer Kinder von einigen wichtigen Faktoren ab. Diese zu kennen
und sie günstig zu beeinflussen ist von entscheidender Bedeutung. Daher möchte ich allen werdenden Müttern
wärmstens ans Herz legen, gerade in dieser so wichtigen Zeit am Anfang des Lebens die Darmflora des Kindes in die
richtigen Bahnen zu lenken.
Siehe auch: Drawidische Ernährung nach den Doschas
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