Heiltee im Frühling
Dorothea Beeken
Heilpraktikerin
Nach dem langen Winter freuen wir uns an den ersten
Sonnenstrahlen, ziehen vielleicht noch ein wenig verfroren das erste Mal die Gummistiefel und das Gartenzeug an, um
einen prüfenden Blick auf die Beete im Garten zu werfen. Wir freuen uns über all die vertrauten Gewächse, die den
harten Winter überstanden haben und die sich nun hervorwagen. Bevor wir nun alles, was nicht nach Staude aussieht
gleich herausreißen, sollten wir kurz innehalten und einmal genauer hinschauen, ob nicht das eine oder andere
„Unkraut“ vielleicht zu uns gefunden hat, weil es uns aus der Stagnation des Winters durch einen Heiltee
heraushelfen möchte. Im Übergang zwischen den Jahreszeiten sind Ausleitungskuren besonders wirkungsvoll und die
Heilpflanzen, die es jetzt schaffen, sich aus dem kalten Boden einen Weg ins Licht zu bahnen, haben eine besondere
Kraft, die wir für einen Heiltee nutzen können.
Pflanzenheilkunde kann von ihrem Wesen her aber über die Behandlung
körperlicher Symptome und die Verordnung eines Heiltees hinausgehen. Dann geht es um das Erfassen des Wesens,
der Signatur und Wirkungsweise einer Pflanze auf der körperlichen, seelischen und geistigen Ebene. Dieses
Wissen gab es in allen großen Kulturen wie der drawidischen * Indus-Kultur, in Sumer oder Mesopotamien, überall dort, wo vor allem Ackerbau
betrieben wurde. Auch wir haben eine sehr alte traditionelle Pflanzenheilkunde, die leider in Vergessenheit
geraten ist! Es waren Kulturen, die eine enge Beziehung zu Pflanzen und der Vegetation hatten und die gespeist wurden vom Glauben an die Große Göttin. Alles
in der Natur wurde als belebt gesehen; daher haben auch die Heilpflanzen ein komplexes Wesen, einen
differenzierten Charakter, der sich in ihren Devas oder Pflanzenwesen zeigt. Meditativ wurde mit den Pflanzen
kommuniziert und aus den verschiedenen Aspekten der Pflanzen und ihrer einzelnen Bestandteile ergibt sich ihre
Wirkung auf Körper, Seele und Geist.
Phylogenetisch ist die Pflanze die Grundlage allen Lebens – durch sie
wurde der Schritt in die Lebendigkeit vollzogen. Da sie Kohlendioxyd absorbiert und Sauerstoff abgibt, wurde
Leben auf der Erde erst möglich !! Durch die Photosynthese ist sie in der Lage, Licht in Nahrung und Energie
in Materie umzuwandeln. So kann z.B. das Johanniskraut Photonen speichern, die der menschliche Organismus
wiederum in Lichtenergie umwandelt; hier begegnen sich altes Wissen und neueste Forschung!!
Die Pflanze steht wie wir im Energiefeld zwischen der Energie der Erde
und der kosmischen Energie; daher sollten wir möglichst Pflanzen aus unsererer Umgebung verwenden. Die
Heilkraft* der Pflanze besteht aus materiellen Anteilen, die wir im Heiltee, in der Auflage oder
einem Dekokt (Abkochung) herauslösen; die Heilenergie finden wir in den Essenzen wie z.B. den Bachblüten und
den ätherischen Ölen.
Heiltees sammeln und richtig trocknen
Einheimischer Frühlingstee zum Selbersammeln:
Brombeerblätter 2/3
Erdbeerblätter 1/3
Himbeerblätter 1/2
Den Heiltee in einem Leinenbeutel an der Sonne trocknen; nach 3 Tagen
werden die getrockneten Blätter leicht !!! mit Wasser eingesprüht. Einige Tage später beginnen sie durch die
Fermentation fein nach Rosen zu duften.; noch gut nachtrocknen lassen und den Heiltee bei abnehmendem Mond
(dann schimmeln sie nicht so leicht) in Dosen füllen.
Die sanfteste Methode zum Trocknen von Heiltees
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Ein Holzgestell mit einem Leinentuch bespannen, darüber in
einigem Abstand ein zweites Tuch.; an einem schattigen, leicht windigen Ort
aufstellen.
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Leinensäckchen zum Aufhängen
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Kräuterbündel in luftigen Räumen
Nur in besonders feuchten Zeiten kann man den Heiltee im Backofen
vorsichtig bei 50 Grad nachtrocknen. (Der Vorschlag einer Kursteilnehmerin, doch die Mikrowelle zu nehmen, da
das wohl schneller gehe, wird dem Wesen der Pflanze als Heilmittel nicht ganz gerecht; auch der
Heizungskeller ist nicht so besonders gut geeignet.)
Die Heilwirkung der Pflanzen im Frühling am Beispiel
Löwenzahn
= Taraxacum officinale
( Der Zusatz „offincinale“ bedeutet, dass die Pflanze zu Arzneizwecken verwendet
wird; Officina hieß der Raum in der Apotheke, in dem die Pflanzen aufbereitet wurden. )
Bleiben wir nun bei unserem Gartenspaziergang. Uns allen bekannt ist
der Löwenzahn. Die ersten Blättchen sind noch hellgrün unter der Mulchdecke, aber sobald sie an das
Tageslicht kommen, werden sie durch das Chlorophyll dunkler. Die jungen Blätttchen sind leicht bitter und
würzig, die älteren werden hart und sind nicht mehr für den Salat geeignet.
Ein besonders feines
Gemüse ergeben die geschlossenen Knospen, in
Butter geschmort und mit Muskat und Himalayasalz verfeinert. Dazu passt ein selbstgemachtes Kartoffelpuree Um
eine komplette Mahlzeit zu ernten, sind wir einige Zeit an der frischen Luft und haben gleich genügend
Bewegung, um das Menue anschließend zu genießen.
Löwenzahn wird im Frühjahr im April und Mai gesammelt.
Die Wurzeln haben im Frühjahr mehr Bitterstoffe für die Leber und Gallenblase, im Herbst wirken
sie besonders gut auf die Bauchspeicheldrüse und sind daher für Diabetiker günstig; das Kraut hat mehr Bezug
zu Niere und Blase und wirkt kräftig harnanregend, besonders wenn die Harnverhaltung mit einer Leberschwäche
verbunden ist.
Der Kräutergelehrte Tabaernemontanus
schreibt:
„…ist eine gebenedeyte Arznei wider die hitzige Entrichtung und Brunst
des Magens und der Leber, eröffnet darneben die Verstopfung derselben und vertreibt die
Geelsucht“
Empfohlen wird dort auch die Wirkung auf entzündliche
Augenerkrankungen, Sehschwäche, alle hitzigen Hautausschläge, Juckreiz, Pickel und vor allem entzündliche
Gelenkbeschwerden. (Auch die chinesische Medizin weist auf den Zusammenhang zwischen der Leber und
Augenerkrankungen hin.)
Der Löwenzahn ist von seiner thermischen Qualität kalt, daher wirkt er
bei Arthrosen und degenerativen Erkrankungen im allgemeinen nicht so gut. Auch wer leicht friert, sollte mit
dem Löwenzahn ein wenig zurückhaltend sein und ihn mit wärmenden Kräutern zusammen mischen. Ein Anteil
Brennnessel hinzugefügt, wirkt z. B. wärmend und verteilend. Beides zu gleichen Teilen kann nicht viel
schaden, ist aber dann ein wenig so, wie wenn wir Gaspedal und Bremse gleichzeitig betätigen. An diesem
Beispiel kann man sehen, dass Pflanzenheilkunde zu therapeutischen Zwecken sehr individuell auf das
Krankheitssymptom abgestimmt werden kann. Heilteemischungen und Rezeptvorschläge in Zeitschriften oder
anderen Veröffentlichungen sollten aber immer so allgemein gehalten werden, dass sie keinen Schaden anrichten
können.
Für die 6-wöchige Frühjahrskur bietet sich Löwenzahnheiltee oder Saft
an. Kurmäßig 4-6 Wochen sollte man 2x täglich eine Tasse Heiltee oder je 1 Esslöffel Saft zu sich nehmen. Den
Saft kann man auch gut als letzte Zutat in eine Gemüsesuppe geben. Außerdem geben Sie die frischen jungen
Blättchen unter den Salat oder verwenden sie wie frische Petersilie. Auch die Blüten sind essbar und sehen
sehr dekorativ auf Quark oder Weichkäse aus.
Gegenanzeigen: Verschluss und Entzündungen
der Gallenwege sowie Darmverschluss! Mit den Gewaltkuren zur Auflösung von Gallen- oder Nierensteinen, die
immer wieder beschrieben werden, sollte man nie auf eigene Faust
experimentieren!!!
Apotheker Pahlow empfiehlt folgende
Heilteezubereitung:
1 bis 2 Teelöffel getrockneter Löwenzahn oder
mindestens die doppelte Menge frischer Blätter wird mit 1/4 Liter kaltem Wasser übergossen, bis zum Sieden erhitzt
und 1 Minute lang gekocht. Vom Herd nehmen und nach 10 Minuten abseien.
Er empfiehlt die Löwenzahn-Heilteekur bei entzündlichem Rheuma
und Arthritis im Frühjahr und Herbst für 4-6 Wochen
8 gehäufte Teelöffel Löwenzahnwurzeln mit Kraut mit 1 Liter kaltem
Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen und eine Minute lang kochen, den Sud vom Herd nehmen, 5 Min. ausziehen
lassen, danach abseien. Den Heiltee in eine Thermoskanne füllen. Schluckweise über den Tag verteilt trinken –
aber ungesüßt! Wer den Tee nicht so gern trinkt, kann ihn auch folgendermaßen abändern
Löwenzahnwurzel mit Kraut: 30.0
Hagebuttenfrüchte mit Samen 10.0
Hibiskusblüte (Rote Malve) 10.0
Pfefferminzblätter 10.0
1-2 Teelöffel der Teemischung mit siedendem Wasser übergießen,
abgedeckt 10 Min. ziehen lassen; möglichst ungesüßt (wegen der Bitterstoffe) trinken.
Eine weitere
Heilteemischung bei Völlegefühl nach den Mahlzeiten
Mariendistelfrüchte zerstoßen 15.0
Löwenzahnwurzeln mit Kraut 15.0
Pfefferminzblätter 15.0
Kümmelfrüchte zerstoßen 5.0
Kurmäßig über einen längeren Zeitraum, z.B. 4 Wochen – 2x täglich 1
Tasse.; nach den Mahlzeiten mittags und abends; (Zubereitung siehe oben)
Apotheker Pahlow empfiehlt eine Heilteekur mit
Löwenzahn
Wenn möglich, nehmen Sie sich für die Zubereitung ein wenig Zeit!
Genießen Sie Ihren Becher Tee in einer entspannten Atmosphäre und stellen Sie sich dabei auf die Heilwirkung
ein !!! Sie werden feststellen, dass Sie die Wirkung und den Geschmack ganz anders wahrnehmen
können!
Zum Abschluss noch ein Rezept für einen Löwenzahnwein, der
sich günstig auf die Leber-Gallentätigkeit auswirkt und die Nierentätigkeit
anregt:
1 Liter Wein (Riesling) eine Handvoll frische Blüten und zwei
Pfefferminzblätter eine Woche ziehen lassen und durchfiltern.
Füllen Sie den fertigen Wein in schöne Flaschen mit
einem Bild oder einer kurzen Beschreibung, so haben Sie auch ein attraktives Geschenk für gute
Freunde.
Löwenzahnhonig als Kraftspender für die dunkle
Jahreszeit
2 Hände voll Löwenzahnblüten mit 1 Liter kaltem Wasser aufgießen und
einmal aufwallen lassen. Über Nacht stehen lassen oder noch besser: mit einem Glasdeckel abdecken und einen
Tag in die Sonne stellen; damit reichern Sie den Honig mit der Sonnenenergie an. Am nächsten Tag abtropfen
lassen, gut ausdrücken, mit 1 kg Rohrzucker und 1 Scheibe unbehandelter Zitrone mischen. Im Topf ohne Deckel
am besten auf Stufe 1 oder 2 verdunstet die Flüssigkeit. Ein bis zweimal erkalten lassen, um die richtige
Konsistenz herauszufinden. Der Honig sollte so dickflüssig sein, dass er gut aufs Brot zu streichen ist. (Man
muss aufpassen, dass er nicht anbrennt oder zu fest wird und dann auskristallisiert.)
Wichtiger
Hinweis: Alle
Rezepte sind erfolgreich in der täglichen Praxis erprobt. Dennoch - setzen Sie sie immer erst nach
Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker ein. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder
Apotheker.
Weitere Teerezepte von Dorothea Beeken:
Abnehmen, kein Teerezept
Aus
eigenem Garten
Blasen- und
Nierenbeschwerden
Husten mit zähem Schleim
Leber-Galle-Ausleitung
Nierenbeschwerden
Siehe auch:
Ingrid Boller: Frühjahrskur mit Schüssler Salz
Melanie Bahr:
Frühjahrskur mit Schüssler-Salzen für Hunde
Iris Reitzig:
Selbst hergestellter Obst- und Gemüsesaft im
Frühling
Wichtiger Hinweis für den
Einsatz der Rezepte
und Ausschlusskriterien
Inhaltliche Verantwortung und zur
Kontaktaufnahme: Dorothea
Beeken
Heilpraktikerin
Schmedebyer Straße 10b
24885 Sieverstedt
Tel.: 04638/8083087
Mobil: 0151 412 320 19
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