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Degenerative Erkrankungen der Hornhaut des Auges

Dr. med. Ernst Trebin, Bamberg

Dr. med. Ernst Trebin

Kaum eine Arzneimittellehre weist darauf hin, dass die Kalium-Salze der Homöopathie einen erhöhten Muskeltonus beseitigen können. Lediglich Julius Mezger [1] erwähnt unter dem Arzneimittelbild von Kalium carbonicum, dem Stammsalz der Kali’s, eine erhöhte „neuromuskuläre Erregbarkeit“ und belegt dies mit der Formel eines gewissen György, welche beschreibt, dass ein erhöhter Kalium-Spiegel im Serum für strafferes Muskelgewebe sorgt.

An unzähligen Patienten konnte ich die Erfahrung machen, dass dieses „straffere“ Muskelgewebe, ein pathologisch erhöhter Muskeltonus also, für ein breites Spektrum von Erkrankungen des Bewegungsapparates verantwortlich ist. Myotonolytika wie etwa Flupirtin (Katadolon®), das mittlerweile nicht mehr im Handel ist, öffnen zelleinwärts gerichtete Kalium-Kanäle und entlasten damit die Gelenks- und Sehnenstrukturen, reduzieren schmerzhafte Myogelosen. Potenziertes Kalium muss also den gleichen Effekt haben im Sinne eines Antagonisierens der Kalium-Wirkung auf die Muskelspannung.

Diese Tonuserhöhung, die sich vor allem während der Nacht auswirkt, wenn wir uns nicht mehr durch die Aktivitäten des Tages lockern, quält durch anhaltenden Zug die Sehnenansätze und lässt durch den Druck den Gelenksknorpel degenerieren. Dieses bradytrophe Substrat, das sich nicht über eigene Blutgefäße versorgt, sondern durch Kompression und Dekompression aus der Gelenksflüssigkeit nährt, wird somit ausgepresst wie die Haut eines immobilen Pflegepatienten über einem Knochenvorsprung, der dadurch einen trophisch bedingten Decubitus erleidet.

Diese gerade in der Nacht aufkommende Spannung rührt gewiss aus den Tiefen unseres Unterbewusstseins, ist Ausdruck unserer Altlasten, die uns nachts heimsuchen und uns die Kiefer zusammenbeißen lassen mit der Folge von Schäden am Zahnhalteapparat, am Zahnfleisch und am Kiefergelenk; aber auch an allen anderen Gelenks- und Sehnenstrukturen bis hin zur Fingerpolyarthropathie, dem Hallux valgus oder dem Morbus Dupuytren etwa. Typisch ist in allen diesen Fällen logischerweise die morgendliche Verschlimmerung. Die Karzinogenie ist meines Erachtens das dahinterstehende Miasma und Carcinosinum als ergänzende Nosode zu den Kali-Salzen trefflich wirksam [2].

Wenig bewusst ist uns, dass dieses Zusammenpressen auch die Augen betreffen kann in Gestalt eines übermäßigen Lidschlusses oder Zusammenkneifens im Schlaf. Erst jüngst hat mir eine Patientin beschrieben, dass sie am Morgen nicht nur ihre Kiefergelenke spüre, sondern auch eine Spannung um die Augen, die sich bis zum Nacken erstrecke.

Aus dem Verständnis dieses Mechanismus heraus habe ich die Beschwerden eines Patienten begriffen, der eine morgendliche Sehstörung beklagte. Als sein Augenarzt von einer „Fingerprint-Degeneration“ der Hornhaut sprach, einer wellenartigen Verformung der Cornea, welche die optischen Qualitäten erheblich stört, wurde mir bewusst, dass es die Stränge des zirkulären Lidmuskels sein müssen, die sich über Nacht in die Cornea einprägen, welche ebenso wie der Gelenksknorpel ein bradytrophes, passiv ernährtes Gewebe ist. Dies ist vergleichbar den von mir vermuteten druckbedingten Entrundungen des Gelenksknorpels, die für das Knacken bei gewissen Bewegungen eine Erklärung abgeben könnten.

Während dieser Herr nur von einer Verformung betroffen war, die ihm allerdings als Musiker erhebliche Probleme beim Lesen der Partituren bereitete, ihm aber mit Kalium jodatum gut zu helfen war [5], so tragen andere Patienten weit größeren Schaden davon.

Herr M.Z., geb. 1966, stand von Sommer 2011 bis Herbst 2015 in meiner Behandlung wegen Erschöpfungszuständen, diffusen Arthropathien und, was eine erhebliche Beeinträchtigung bedeutete, wiederkehrenden, stark schmerzhaften Entzündungen der Cornea, die stets nur mit cortisonhaltigen Augentropfen zu beherrschen waren. Im Laufe meiner Therapie, die wie in den meisten Fällen eine schrittweise Annäherung an die optimale Lösung bedeutet – sowohl was das Verstehenlernen des Patienten betrifft als auch die Weiterentwicklung der eigenen Erkenntnisse –, fiel mir auf, dass seinen Augenentzündungen ein ausstrahlender Schmerz voranging, vom linken Hinterkopf zum stets betroffenen linken Auge. Ich vermutete, dass dieser neuralgische Schmerz auch mit einer Spannungskette derselben Ausbreitung bis in den Lidmuskel verknüpft sei und fand wie in obigem Fall gleichfalls zu Kalium jodatum.

Auch andere Gegebenheiten bestätigten diese Wahl, so etwa ein Früherwachen um 5 Uhr, ebenso wie weitere, nicht unerhebliche konstitutionelle biografische und genetische Elemente, auf die einzugehen hier zu weit führen würde. Das Mittel, das in der Repertorisation kaum nennenswert hervortrat, beinhaltet für mich sowohl die Neuralgie wie den erhöhten Muskeltonus in seinem Arzneimittelbild, weshalb ich auch hier eine Druckschädigung der Hornhaut als wegbahnend für die jeweiligen Entzündungszustände fand. 9 mal in C200 Hahnemann und 5 mal in C50.000 Korsakoff gegeben, schien es mir sowohl auf die Augenentzündung als auch auf die Gelenksbeschwerden einen beruhigenden Einfluss zu nehmen [3].
Leider brach der Patient die Behandlung ab, bevor ich die Chance bekam, die Therapie zu einem befriedigenden Ende zu führen. Der Mechanismus, den ich dieser Art von Augenerkrankung als Erklärung zugrunde lege, scheint mir aber logisch zu sein ebenso wie erfolgversprechend in ähnlich gelagerten Fällen, und wert, mitgeteilt zu werden. Das Ziel nicht ganz zu erreichen, trifft auch auf die beiden weiteren Patientenschicksale zu, aber eine weitgehende Beschwichtigung der Krankheitsdynamik erlaubt mir, auch hier einen vermutlich richtigen Ansatz zu beschreiben, wenngleich die Therapie vielleicht zu spät kam, um bereits eingetretene Schäden rückgängig machen zu können.

Das Mittel, Kalium jodatum, ist allerdings in diesen Fällen immer das gleiche, was nicht zwangsläufig so sein muss, denn auch anderen Kali-Salzen sollte der erhöhte Muskeltonus zu eigen sein [Tab.1]; aber während der Vorbereitungen zu einem Seminar über orthopädische Leiden fiel mir tatsächlich wieder einmal auf, welch hohen Stellenwert in meiner Arbeit Kalium jodatum hat und über das ich schon in einigen Fachaufsätzen Positives berichten konnte [4;6;7].

Frau C.B., geboren 1965, begleite ich seit sage und schreibe 34 Jahren, fast solange wie ich in eigener Praxis niedergelassen bin und die Homöopathie studiere. Vor über 20 Jahren begann ein Leidensweg von wiederkehrenden Konjunktivitiden, die sporadisch auftraten und stets mit Lichtscheu verbunden waren. Im Laufe der Zeit stellte sich ein immer weiter voranschreitendes Pterygium (Flügelfell) ein, das schließlich zu einer großflächigen Trübung der rechten Cornea führte. Vor 4 Jahren wurde schließlich eine Hornhauttransplantation durchgeführt, bei der man auch erkannte, dass die eigene Cornea stark verdünnt und ulcerös degeneriert war. 

Das Transplantat wuchs leidlich gut ein, wenngleich die heutige Sehfähigkeit nicht annähernd einem gesunden Auge entspricht. Seither bemühen wir uns, die auch weiterhin auftretenden Entzündungen unter Kontrolle zu bringen und damit auch das linke Auge zu schützen, an dem sich auch längst eine randständige Trübung abzeichnet.

Auch in diesem Falle bin ich, nach dem langen Entwicklungsprozess meiner eigenen homöopathischen Arbeit über die ganzen Jahre, bei Kalium jodatum angelangt.

Die Patientin erhält diese Arznei seit einem Jahr konsequent, zuvor nur einige Male sporadisch gegeben (insgesamt 5 mal in C200, 5 mal in C50.000K). Diese Zeit ist zu kurz, um ein sicheres Anhalten der Progression behaupten zu können, die Anfälle scheinen aber seltener und schwächer aufzutreten, vor allem sind es positiv beeinflusste Begleitsymptome wie etwa ein chronischer Schnupfen, welche die Anwendung rechtfertigen. Von mir darauf aufmerksam gemacht, bestätigte sie eine spürbare Lidpresse, und Kontrolluntersuchungen zeigten eine wellenartige Verformung der Hornhaut.

Ein Vorhofflimmern mit absoluter Arrhythmie führte mich bei Herrn G.B., geboren 1938, zu Kalium jodatum, eine ausgezeichnete Indikation für diese Arznei. Lange zuvor konnte ich einen neuralgischen Schmerz am Morgen, der sich vom rechten Hinterkopf zum rechten Auge erstreckte, mit Nux vomica abfangen, bis ich schließlich denselben Mechanismus erkannte wie bei den oben angeführten Patienten. Auch er hat eine Hornhauttrübung rechts, hinzu kam noch eine Netzhautablösung am selben Auge.

Im Zuge neuerer Einsichten stieß ich auch bei ihm auf Kalium jodatum, konnte damit die später wieder auftretende Neuralgie erneut bereinigen und sah auch die Mittelwahl im Nachhinein bestätigt in einer akuten Orchitis wie Prostatitis sowie einer Ischialgie mit der Modalität Sitzen verschlechtert. Über die Herzrhythmusstörungen kann ich nicht urteilen, denn dafür wurde er mit einem Herzschrittmacher und Betablockern eingestellt. Aber die begleitenden Beschwerden sind fast völlig bereinigt und er fühlt sich mit 82 Jahren jetzt sehr wohl.

Eine Rückbildung der Hornhauttrübung möchte ich nicht mehr erwarten, wohl aber hoffe ich mit gutem Grund, dass unter dieser Strategie keine weiteren ernsthaften Störungen der Augen mehr auftreten. Mir scheint, wie Fälle wie diese hier Aufgezeigten, aber auch Beobachtungen aus jüngerer Zeit vermuten lassen, dass sich in Kalium jodatum nicht nur der für Iodum bezeichnende neuralgische Schmerz repräsentiert, sondern zugleich und auf der gleichen Strecke sich die Muskelspannung bemerkbar macht, die ja, wie oben ausgearbeitet,  das Merkmal der Kali-Salze ist: Spannung und Schmerz auf einer Linie, das könnte eine besondere Keynote dieser Arznei sein.

Die vielfältigen Indikationen von Kalium jodatum sind in einer Tabelle widergegeben [Tab. 2], eine Arznei, über die ich schon Einiges veröffentlicht habe und die mir erstaunlich viele gute Dienste leistet, die allerdings bei der Repertorisation, auch in den hier angeführten Fällen, so gut wie nicht in Erscheinung tritt; fast nur über ihre Schlüsselsymptome kommt man zu ihrer Indikation: ein Grund, warum ich solange brauchte, ihren Wert zu erkennen.

Literatur:
[1]  Mezger J. Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. Haug-Verlag. Heidelberg, 1995
[2]  Trebin E.  Carcinosinum und die Kalium-Salze. Homöopathie aktuell 4/2010*
[3]  Trebin E. Polymorbidität nach einer Grippe-Impfung. AHZ 2015; 260 (6): 29 – 36*
[4]  Trebin E. Chronische Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates. Homöopathie-Zeitschrift II 2017. S. 42-50*
[5]  Trebin E. Musikerkrankheiten und deren Behandlungsmöglichkeiten. Das Liebhaberorchester 2/2018, 1/2019. S. 13 – 14*
[6]  Trebin E. Kalium-Salze bei Rhizarthrose. Homöopathie Zeitschrift. II 2020/ S. 28 – 35*
[7]  Trebin E. Kalium jodatum – segensreich, aber nicht leicht zu finden. AHZ 2020; 265:15-22*
(* auch auf meiner Website zu finden: www.ernst-trebin.de

Zusammenfassung
Degenerative oder entzündliche Erkrankungen der Hornhaut des Auges könnten verursacht sein durch einen erhöhten Tonus der Lidmuskulatur, wie der Autor an einigen Fällen belegt. Potenzierte Kalium-Salze, hier speziell Kalium jodatum, scheinen hilfreich zu sein, diesen Druck zu lindern und zumindest die Progression dieser Leiden aufzuhalten.

Summary
Degenerative or inflammatory illness of the cornea could be caused by an increased tone of the eyelid-muscle, what the author documents in a few cases. Dynamized salts of kalium, especially kalium iodatum, seem to be able to reduce this pressure and at least to stopp the progression of the damage.

Stichwörter
Erkrankungen der Cornea, Kalium-Salze, Kalium jodatum.

Keywords
Illness of the cornea, salts of kalium, kalium iodatum.

 


E. Trebin


Allgemeine Charakteristika von Kalium carbonicum
(Stammsalz) und seinen Verbindungen

  • Erschöpfung.
  • Hoher Muskeltonus.
  • Einengung des Brustkorbs; Verlangen, tief Einzuatmen; Schlafapnoe.
  • Empfindliche Brüste, vor der Regel angeschwollen.
  • Zugluftempfindlich.
  • Schwellung der Oberlider.
  • Atemnot, Liegen verschlechtert.
  • Nykturie; erschwerte Blasenentleerung nachts.
  • Herzinsuffizienz; Klappeninsuffizienz.
  • Stechende Schmerzen.
  • 2.00 bis 4.00 Uhr.
  • Loyal und unterordnungsbereit.
  • Degenerative Arthropathien, degenerative Meniskopathien,
  • Sehnenansatzerkrankungen (Epicondylitis, Fersensporn).
  • Sehnendegenerationen (Schnellender Finger), Dupuytrensche Kontraktur.
  • Rhizarthrose, Hallux valgus, Hallux rigidus, Metatarsalgie.
  • Nähe zum karzinogenen Miasma.

Tabelle 1

 

E. Trebin

Charakteristika von Jodum, im speziellen Kalium jodatum

  • Warmblütig und wärmeempfindlich
  • Rascher Stoffwechsel, Heißhunger, Gewichtsabnahme; Essen bessert
  • Schilddrüsenerkrankungen (M. Basedow, Struma, Hashimoto-Thyreoiditis)
  • Erkrankungen von Kehlkopf und Rachen (Hals-Chakra)
  • Bronchitiden, Asthma
  • Drüsenerkrankungen: Schwellung, Entzündung, Tumore, Karzinome
  • (Lymphdrüsen, Struma, Pankreas, Prostata, auch Mamma-Tumore)
  • Fließschnupfen
  • Scharfe Sekretionen
  • Herzklopfen, tumultuös, beschleunigter Puls
  • Atemnot beim Treppensteigen
  • Erschöpfung
  • Neuralgische, ausstrahlende Schmerzen, z.B. Ischialgie
  • Bohrende Schmerzen
  • Schuppende Hautausschläge
  • Psoriasis
  • Eiterungen, Furunkel
  • Schmerzen der linken Schulter
  • Verschlimmerungszeit 5 Uhr
  • Impulsiv, ungeduldig
  • Ängstlich, unruhig, reizbar
  • Grausam, quälerisch, lieblos gegen ihre Kinder
  • Syphilitisches Miasma
  • Kausalität: Enttäuschte Liebe (Stefanovic), Liebeskummer (Vermeulen), Folge von Verliebtheit (Hering).

Tabelle 2

 

Wichtiger Hinweis für den Einsatz der Rezepte
und Ausschlusskriterien

Inhaltliche Verantwortung und zur Kontaktaufnahme:

Dr. med. Ernst Trebin
Arzt

Gemeinschaftspraxis für klassische Homöopathie
Küchelstraße 1A
D-96047 Bamberg
Tel. 0951 / 203385
Fax 0951 / 203424

Email: e.trebin@web.de
URL:  https://www.ernst-trebin.de