Eine neue
Strategie in der Migränebehandlung
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Privatdozent Dr. med. habil.
Konrad Taubert
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studierte Medizin an der Universität
Halle. Er spezialisierte sich in einer weiteren vierjährigen Facharztausbildung als
Physiotherapeut – ein Studiengang, den es in der Bundesrepublik nicht gibt und den man
als die wissenschaftlich fundierte Ausbildung zum Naturarzt beschreiben
kann.
- In seinen Studien- und Praxisjahren in Halle,
Dresden, Bad Kösen, Berlin und Mahlow widmete er sich den naturheilkundlichen Aspekten seines
Fachgebietes, qualifizierte sich besonders auf den Gebieten der Manualtherapie (Wikipedia),
Neuraltherapie (Wikipedia), Akupunktur und Psychotherapie und wurde im Jahre 1978 zum
Chefarzt der Klinik für Physiotherapie in Neubrandenburg berufen.
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Seit seiner Habilitation im Jahre 1991
lehrt er bis 2004 an der Ernst-Moritz-Arnd-Universität in Greifswald als Privatdozent
das Fachgebiet Physiotherapie.
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Zusammenfassung
Es gibt wesentliche Hinweise darauf, dass im Gehirn eines
Migränepatienten eine höhere Erregung als im Gehirn von Kontrollpersonen herrscht. Es werden verschiedene Methoden
vorgestellt, die diese erhöhte Erregung reduzieren und damit Migräneanfälle mindern oder verhüten
können.
Wenn die Eltern eines Kindes ständig übererregt und unter Druck sind, dann kann es
schon passieren, dass sie das Kind anschreien oder sogar mal schlagen. Sind die Eltern aber ruhig und entspannt,
dann kann sich das Kind schon Einiges erlauben, ohne dass es zu scharfen Reaktionen der Eltern kommt. Ähnliche
Vorgänge spielen sich im Gehirn des Migränepatienten ab.
In mehreren Untersuchungen wurde gezeigt, dass sich im Gehirn des
Migränepatienten etwa 25% weniger Magnesium befindet als im Gehirn einer Kontrollperson. Magnesium wirkt aber
beruhigend. Fehlt es, so kommt es zu einer Übererregbarkeit. Bei Ratten findet man einen Zusammenhang der
Übererregbarkeit (wie sie bei der Migräne feststellbar ist) mit dem Absinken des
Hirn-Magnesium-Spiegels.
Bei der familiären hemiplegischen Migräne,
einer Migräne, bei der zusätzlich im Anfall Lähmungserscheinungen auftreten, wurden Veränderungen von Kanälen
in bestimmten Hirnzellen gefunden. Diese Kanäle kontrollieren, wie viel Calcium in die Zelle eingeschleust werden
kann. Sind diese Kanäle gestört, kommt es einer erhöhten elektrischen Instabilität und einer erhöhten Erregbarkeit.
Diese Ionenkanalveränderungen wurden bei der einfachen Migräne nicht immer gefunden. Eine erhöhte Erregbarkeit im
Gehirn konnte aber in verschiedenen Untersuchungen bei Migränepatienten nachgewiesen
werden.Untersuchungen mit der Contingenten negativen
Variation(CNV), einer Messung der Hirnströme auf Reize, haben gezeigt, dass das Gehirn des Migränepatienten stärker
als das Gehirn von Kontrollpersonen auf innere und äußere Reize reagiert. Man fand auch, dass sich das Gehirn der
Migränepatienten nicht wie das der Kontrollpersonen an einen bestimmten Reiz gewöhnt. Das bedeutet, dass das Gehirn
des Migränepatienten nicht abschalten kann, sondern ständig (über-)erregt ist. Die Untersuchungen haben weiterhin
erbracht, dass die erfolgreiche Behandlung von Migränepatienten mit einem die Übererregbarkeit dämpfenden
Medikament (einem Betablocker) zu einem Abklingen der Übererregbarkeit führte. Was letztendlich auch die Ursache für die Übererregbarkeit sein mag, aus diesen Befunden
schließen einige Migräneexperten, dass die Migräne auf einer permanenten Übererregbarkeit im Gehirn
beruht.
Ziel der Behandlung ist es nun, die erhöhte Erregbarkeit im Gehirn
des Migränepatienten zu reduzieren und damit die Schwelle, die erreicht werden muss, um einen Migräneanfall
auszulösen, so hoch zu bringen, dass die Migräne nur noch selten oder gar nicht mehr ausgelöst wird. Damit ist
nicht die Behandlung des akuten Migräneanfalls gemeint, die weiterhin je nach Intensität und Einstellung von Arzt
und Patient weiter durchgeführt wird. Hier geht es um die Verminderung und Verhütung von Migräneanfällen in der
Zukunft.
Für die Absenkung bzw. die Normalisierung der Übererregbarkeit im Gehirn des
Migränepatienten bieten sich u.a. folgende schon bekannte und effektive Methoden an:
. die 5 Prinzipien der Kneippschen Therapie
Ordnungstherapie, hier vor allem
die Entspannung
Wasserbehandlung
Bewegungstherapie
Kräutertherapie und
Ernährung
. Magnesiumgaben
. Galvanisation
. Akupunktur, aber auch Medikamente wie
. Antiepileptika
. Calciumantagonisten oder
. Betablocker.
Unser Bestreben ist es, erst alle Möglichkeiten der nicht-medikamentösen Therapie
auszuschöpfen, bevor Medikamente eingesetzt werden. Deshalb sollen zuerst die nicht-medikamentösen Verfahren
vorgestellt werden.
Kneipptherapie
. Ordnungstherapie,
Entspannungstherapie
Wenn schon Kneipp vor über 100 Jahren die Bedeutung eines geordneten, ruhigen
Lebens erkannte, dann gilt dies heute umso mehr. Die Anforderungen an die Menschen steigen immer stärker. Viele
Kinder werden in und durch die Schule überfordert. So ist es kein Wunder, dass die Migräne bei Schulkindern
erheblich zugenommen hat. Auch die Belastungen im pubertären Alter sind gestiegen. Dazu kommt, dass sich die
Jugendlichen zusätzlich noch durch Diskobesuche bis zum frühen Morgen oder bestimmte zusätzliche Anforderungen
überlasten. Im Erwachsenenalter wird in vielen Arbeitsbereichen eine maximale Leistung verlangt. Wenn dabei immer
noch die Drohung im Raum hängt, den Arbeitsplatz zu verlieren, dann befinden sich Viele am Rand der
Belastungsgrenze. Berücksichtigen wir noch, dass wir immer häufiger unter Lärm und unangenehmen Beschallungen
leiden, dass wir uns immer weniger bewegen, dass wir immer mehr das Falsche essen und unseren Körper mit
zahlreichen unnötigen Medikamenten belasten, dann ist es ein Wunder, dass wir immer noch so gut funktionieren. Die
Belastung ist für Migränepatienten aber schon so groß, dass es zu Migräneanfällen kommt. Für sie ist es deshalb
besonders wichtig, „Ordnung in ihrem Leben zu schaffen“. Das bedeutet vor allem, das richtige Verhältnis zwischen
Anspannung und Entspannung zu schaffen oder erst einmal überhaupt eine Entspannung zu erreichen. Dafür sollte der
Migränepatient eine Entspannungsmethode (Autogenes Training, Progressive Entspannung, Yoga, Tai Chi, Chi Gong,
Transzendentale Meditation, Zen u.v.a.) erlernen und auch täglich durchführen.
Leider graust es nicht wenige Migränepatienten vor der Entspannung. Das ist oft
unbewusst, doch lässt es sich damit erklären, dass nach einigen stressigen Tagen am darauf folgenden Tag der Ruhe
plötzlich ein Migräneanfall auftreten kann. Einige Migränepatienten können und wollen deshalb keine Ruhe geben. Sie
müssen ständig etwas tun. Das ist verständlich, aber man muss dabei berücksichtigen, dass die Migräne an einem
Ruhetag nur dann erfolgt, wenn einige stressige Tage vorausgegangen sind. Wenn die vorausgehenden Tage nicht
stressig waren, dann tritt auch keine Migräne auf. Ziel muss es deshalb sein, im Sinne der Ordnungstherapie das
Leben, die Arbeit so zu gestalten, dass möglichst wenig Stress auftritt.Ist das nicht möglich, dann kann man mit einer Entspannungstherapie, vermehrter Bewegung oder
einer Wasserbehandlung den Stress so schnell wie möglich noch am gleichen Tag abbauen. Auch dann kann die
anfallsfördernde Wirkung von stressigen Tagen gemindert oder verhindert werden.
. Wasserbehandlung
Die wichtigste Methode für Kneipp, um eine erhöhte Erregbarkeit zu
normalisieren, war die Wasserbehandlung. Leider ist diese doch mit einigen Aufwendungen verbunden, wenn man eine
Wasserbehandlung wie ansteigendes Armbad, wechselwarmes Bad oder Güsse durchführt. Für die heutige Zeit und für
Migränepatienten ist die Sauna die optimale Wasserbehandlung. Sie löst eine wohlige Entspannung aus, härtet ab,
bringt den Kreislauf in Schwung, normalisiert den Blutdruck, erweicht die verkrampften Muskeln und hat zahlreiche
weitere positive Wirkungen. Sinnvoll ist diese Methode allerdings auch nur, wenn sie regelmäßig durchgeführt wird.
Doch das geht bei der Sauna oft noch am leichtesten, dass man sie routinemäßig durchführt, z.B. jeden
Mittwochnachmittag zur Sauna. Das läuft dann von allein. Wenn man überlegen muss, ob man in die Sauna geht oder
nicht, dann fallen einem 50 Ausreden ein, um es nicht zu tun. Besonders gut tut die Sauna, wenn man sich mit
Freunden dabei trifft. Leider gibt es einige Migränepatienten(nach unseren Erfahrungen nicht mehr als 5%), die
durch die Sauna regelmäßig einen Migräneanfall erleiden. Das soll natürlich nicht sein. Prophylaktisch ist dafür zu
sorgen, dass der Saunaraum nur mit warmen Füßen betreten wird („Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor
arm“). Bei kalten Füßen sollte man ein in der Temperatur ansteigendes Fußbad durchführen oder die Füße warm
rubbeln. Dann sollten die Ruhephasen ausreichend sein, mindestens so lange, wie man im Saunaraum gesessen hat, am
besten jeweils eine Viertelstunde nachruhen. Es hat sich gezeigt, dass Migränepatienten 3x empfindlicher als
Kontrollpersonen auf einen Sauerstoffmangel reagieren. Deshalb wäre es sinnvoll, nicht gerade in eine vollbesetzte
Sauna am Abend zu gehen, sondern möglichst zu Beginn der Saunazeit. Wenn es sich einrichten lässt, sollte auch die
Tür vor dem Saunagang mal kurz geöffnet werden, um neuen Sauerstoff einzulassen. Helfen all diese Maßnahmen nichts, dann ist auf die Sauna zu verzichten. Hier ist es
sinnvoll, dann Wassertreten, ansteigende Fußbäder, Wechselbäder oder Güsse durchzuführen.
. Verstärkt
Bewegung
Unser Körper ist noch der des Steinzeitmenschen, so schnell ändert sich ein
biologisches Wesen nicht. Wenn man bedenkt, dass der Steinzeitmann täglich eine Strecke von 30 km zurückgelegt hat,
dann sieht man, wie weit wir uns von diesen Anforderungen entfernt haben. Mancher steigt ins Auto, fährt zur
Arbeit, steigt dort in den Fahrstuhl und sitzt dann 8 Stunden am Schreibtisch. Da kommen oft nicht mal mehr 100
Meter Laufstrecke zusammen. Durch die mangelnde Bewegung werden wir dicker, erregter, Herz und Kreislauf reagieren
überschießend, der Stuhlgang wird träge, die Muskeln verkrampfen u.v.a.m. Leider fallen schon in der Schule viele
Sportstunden aus. Viele Kinder können nicht mehr schwimmen. Wenn Jugendliche ins Fitness-Studio gehen, dann nicht
wegen der Gesundheit, sondern wegen der Figur. Doch die dabei verwendeten Übungen sind gesundheitlich oft gar nicht
günstig. Am sinnvollsten ist ein Ausdauersport (Walking, Joggen, Radfahren, Tanzen). Beim Schwimmen wird oft die
sowieso schon bei Migränepatienten traktierte Halswirbelsäule durch das Zurückbeugen der Halswirbelsäule beim
Brustschwimmen noch mehr belastet. Kraulen oder Rückenschwimmen sind günstiger, aber nicht immer möglich. Ein
amerikanischer Sportmediziner schrieb mir, dass er jeden Migränepatienten anfallsfrei bekommen hätte, wenn dieser
täglich etwa 10km in einer Stunde laufen würde. Ich habe noch keinen Migränepatienten dazu überreden können, doch
die Patienten, die pro Woche mehrere Male 3 bis 5 km gehen, berichten schon von einer Besserung. In einer
türkischen Studie konnte die Anzahl der Migräneanfälle pro Monat halbiert werden, als die Migränepatienten 6 Wochen
täglich 20 Minuten auf dem Heimfahrrad trainierten. Es reicht schon einfaches Spazierengehen, am besten täglich 45
Minuten (ununterbrochen!) oder 3x eine Stunde. Bewegung wirkt wie die Betarezeptorenblocker, die derzeit
erfolgreichsten Medikamente zur Prophylaxe der Migräne. Während die Betarezeptorenblocker aber Nebenwirkungen haben
können, treten bei verstärkter Bewegung noch zahlreiche weitere positive Effekte auf (Besserung von Blutdruck,
Blutfetten, Normalisierung des Blutzuckers, verbesserte Stimmung, weniger Verspannungen u.v.a.m.)
. Kräuterbehandlung
Obwohl es zahlreiche Kräuter gibt, denen positive Wirkungen bei der Migräne nachgesagt werden, ist diese
Behandlungsform bei uns weitgehend in den Hintergrund getreten. Das ist sicher nicht berechtigt. So wissen wir,
dass Pestwurz die Zahl der Migräneanfälle meist um mehr als die Hälfte reduzieren kann. Auch von Mutterkraut,
Fieberkraut und Ginkgo gibt es Hinweise, dass sie die Migräne vermindern können.
. Ernährung
Schon der Altvater der Medizin, Hippokrates, sagte: Eure Nahrung soll eure Medizin
sein und eure Medizin soll eure Nahrung sein. Das gilt auch für die Migräne. Hier haben wir verschiedene
Einsatzmöglichkeiten:
.. Meiden von
Migräneauslösern
Fast in jedem Artikel über die Migräne wird auch über die Auslösung eines Anfalls
durch Käse, Schokolade oder salzige Nahrungsmittel berichtet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur etwa 20% der
Migränepatienten bemerken, dass die Nahrung Migräneanfälle auslösen kann. Für diese Patienten ist es allerdings
sehr sinnvoll, diese Nahrungsmittel, die bei ihnen Anfälle ausgelöst haben, zu meiden.
.. Meiden von
Kochsalz
Mehrfach wurde daraufhin gewiesen, dass eine erhöhte
Kochsalzaufnahme (z.B. ein Beutel Salzstangen) einen Migräneanfall auslösen kann. Erhöhtes Kochsalz im Blut führt
auch zu einer erhöhten Reaktivität der Blutgefäße gegenüber blutdruckerhöhenden Stoffen. Das spielt nicht nur beim
Bluthochdruck, sondern auch bei der Migräne eine Rolle. Durch Kochsalz kommt es auch zu einer verminderten Wirkung
der körpereigenen Morphiumstoffe (Endorphine). Da durch die Kochsalzreduzierung noch weitere positive Wirkungen zu
erwarten sind, kann man sie schon heute vor allem bei Migränepatienten mit Bluthochdruck empfehlen. Da Natrium und
Kalium in einen gewissen Gegensatz stehen und Kaliummangel auch Kopfschmerzen und Migräne auslösen kann, sollte die
Ernährung nicht nur natriumarm, sondern auch kaliumreich sein. Das erreicht man mit viel Obst und
Gemüse.
.. Einschränkung
reiner Kohlehydrate bzw. von Zucker
Es ist bekannt, dass durch Fasten, Auslassen einer Mahlzeit oder
durch Hunger eine Migräne ausgelöst werden kann. Obwohl die Vorgänge dabei noch nicht vollständig geklärt sind,
nimmt man als Ursache eine Verminderung des Blutzuckerspiegels unter den Normalwert an.
Diese Unterzuckerungen werden vor allem durch die Aufnahme von
Zucker ausgelöst. Wird eine Zuckerlösung aufgenommen (die meisten käuflichen Getränke), dann kommt es zu einem
Blutzuckeranstieg. Dieser löst sofort eine starke Insulinausschüttung aus. Das Insulin senkt den Blutzucker, leider
nicht nur bis zur Normgrenze, sondern löst oft auch eine Unterzuckerung aus. Dabei werden wir unruhig und am
schnellsten hilft uns dabei – Zucker. Doch wiederholt sich dabei der Vorgang. Das ist die sogenannte Zucker- oder
Kohlenhydratfalle. Dadurch nehmen wir mit der Zeit nicht nur an Gewicht zu, es treten auch Krankheiten wie die
Zuckerkrankheit, Bluthochdruck u.a. auf. Wenn wir Migräne vermeiden wollen, sollten wir nicht nur keine Mahlzeit
auslassen, nicht sporadisch fasten, sondern auch Zucker so weit wie möglich meiden. Sinnvoll dagegen sind die
sogenannten komplexen Kohlehydrate wie Vollkornbrot oder Vollkornreis. Der Zucker wird dabei so langsam
freigesetzt, dass es nicht zu einer starken Blutzuckererhöhung kommt. Dadurch wird die Insulinausschüttung geringer
und es tritt keine Unterzuckerung mehr auf.
.. Ausreichend
Wasserzufuhr
Stress ist der häufigste Migräneauslöser. Wassermangel ist aber
Stress für den Körper. Außerdem führt Wassermangel zu einer Erhöhung von Histamin und Cholesterin. Beide fördern
die Migräne. Deshalb erstaunt es, dass wissenschaftliche Experten erst jetzt festgestellt haben, dass Wassermangel
Migräneanfälle auslösen kann. Batmanghelidj hat bei zahlreichen Patienten die Migräneanfälle wesentlich gelindert
oder beseitigt, indem er sie dazu brachte normal oder etwas mehr zu trinken. Wenn ich in der Sprechstunde einen
Patienten frage, wie viel er trinkt, so senkt dieser fast immer schuldbewusst den Kopf und sagt: Ich weiß Herr
Doktor, ich trinke zu wenig. Wie viel sollte man trinken? Man rechnet Körpergewicht x 3, d.h. eine Frau mit 60kg
sollte 1,8 Liter trinken. 2/3 davon sollen reines Wasser sein, ein Drittel kann auch in Form anderer Getränke
aufgenommen werden. Gewarnt wird allerdings vor Kaffee, schwarzem Tee und säuernden Getränken.
. Magnesiumgaben
Eigentlich gehört die Magnesiumzufuhr mit zur Ernährung. Obwohl
Experten im Fernsehen immer wieder behaupten, wir würden mit der Ernährung genügend Vitamine und Mineralien
aufnehmen, so stimmt das bei der Magnesiumzufuhr nicht. Während die Deutsche Gesellschaft für Ernährung 350mg
Magnesium pro Tag fordert, fand Holtmeier nur eine tägliche Magnesiumaufnahme von 235mg. Weiterhin wird der
Magnesiumverbrauch durch Stress, durch Sport, durch Kaffeetrinken oder Alkohol erhöht. Leider sagt der
Magnesiumblutspiegel nur wenig über die tatsächlich vorhandene Magnesiummenge im Körper aus. Der erfahrene Arzt
findet aber schnell aus den Schilderungen der Patienten Hinweise für einen Magnesiummangel (Wadenkrämpfe, andere
Krämpfe, Erregung, Herzrasen, Schlafstörungen, Verstopfung u.v.a.). Es gibt zahlreiche Untersuchungen, in denen ein
Magnesiummangel bei Migränepatienten gegenüber Kontrollpersonen nachgewiesen werden konnte. Verschiedene
Untersuchungen erbrachten eine Besserung oder ein Verschwinden der Migräne, wenn der Migränepatient ausreichend
Magnesium zu sich nahm. Wie viel sollte der Migränepatient davon einnehmen? Nach unseren Erfahrungen sind ohne
ärztliche Betreuung 2x 300mg Magnesium sinnvoll. Wichtig ist hierbei der reine Magnesiumanteil. Auf der Packung
wird aber oft nur das Gewicht des ganzen Moleküls angegeben. Sinnvoll ist derzeit 2x 300mg Magnesium aus
Magnesiumcitrat. Es gibt auch magnesiumreiche Mineralwässer. Die sind besonders zu empfehlen, weil dadurch die
Magnesiumaufnahme besonders biologisch erfolgt und außerdem die meist fehlende Wassermenge ergänzt
wird.
Als Nebenwirkung von Magnesiumpräparaten wird der Stuhlgang etwas weicher,
Verstopfungen verschwinden oft. Das wird von den vielen verstopften Migränepatienten mit Freude festgestellt.
Selten tritt einmal ein Durchfall auf. Dann pausiert man und reduziert die Dosis so weit, bis kein Durchfall mehr
auftritt. Später wird die volle Dosis dann meist vertragen. Man kann die Magnesiumenge auch in eine Flasche geben
und mit Wasser auffüllen. Dies wird im Verlauf des Tages getrunken. Durch die Verteilung über Stunden tritt dann
meist kein Durchfall mehr auf. Der Durchfall tritt oft auf, wenn der Patient Pilze im Darm hat.
. Galvanisation
Beim galvanischen Strom, wie er aus einer Taschenlampenbatterie
kommt, haben wir einen positiven und einen negativen Pol. Unter dem positiven Pol kommt es zu einer Beruhigung,
unter dem negativen Pol zu einer Erregung. Vor über 100 Jahren wurde diese Methode natürlich mit stärkeren Strömen
schon erfolgreich bei der Migräne eingesetzt, indem der Pluspol an die Stirn und der Minuspol an den Hinterkopf
angelegt wurde. Vor kurzem wurden solche Versuche auch an der Universität Göttingen erfolgreich bei
Migränepatienten durchgeführt. Eine solche Behandlung ist meist nur sinnvoll, wenn sie der Patient selbst zu Hause
für eine längere Zeit durchführt. Für diesen Zweck gibt es derzeit noch keine Geräte. Die Ergebnisse unterstützen
aber die oben vorgestellte Theorie einer Übererregbarkeit des Gehirns von Migränepatienten, die durch bestimmte
Maßnahmen reduziert werden kann.
. Akupunktur
Obwohl die Akupunktur demnächst bei Rücken- und Knieschmerzen als
Kassenleistung eingesetzt wird, ist die Methode immer noch umstritten. Dass sie aber hilft, oft besser als die
bisherige schulmedizinische Therapie, ist nach den Massenversuchen der Krankenkassen nicht mehr zu bestreiten. Wenn
80% der behandelten Patienten sagen, dass es ihnen nach der Akupunktur besser geht oder sie beschwerdefrei sind,
dann muss man dies zur Kenntnis nehmen. Leider ist die Akupunktur nicht für die Migräne zugelassen worden. Die
Akupunktur hat aber eine, die Erregbarkeit dämpfende Wirkung. Wir sehen das daran, dass etwa 30% unserer Patienten
bei der Akupunktur einschlafen und dass Patienten mit Ängsten viel ruhiger werden. Das lässt sich damit erklären,
dass bei der Akupunktur beruhigende Stoffe wie Serotonin oder körpereigene Morphiumstoffe freigesetzt
werden.
Wenn diese Methoden keinen Erfolg hatten, wenn der Patient keine
Zeit für bestimmte Selbstbehandlungen oder Behandlung hat oder wenn er Medikamente verlangt, dann
kommen
. Antiepileptika
. Betablocker und
. Calciumantagonisten zum Einsatz.
Diese Medikamente werden nur über ein Rezept ausgeliefert, die
Behandlung kann nur von einem Arzt erfolgen. Deshalb wird hier nicht näher darauf eingegangen. Alle drei
Medikamentengruppen senken aber die erhöhte Erregbarkeit des Gehirns.
Häufig fragen mich Migränepatienten, wie oft oder wie lange muss
ich denn die Entspannungsmethode oder die Wasserbehandlung durchführen oder wie lange muss ich Magnesium einnehmen?
Das ist so, als wenn man den Tankwart in der Tankstelle fragt, wie oft muss ich denn noch tanken? Im Prinzip
lebenslang. Glücklicherweise verschwindet die Migräne manchmal z.B. nach einer Akupunkturbehandlung für Jahre. Man
behandelt deshalb mit einigen Methoden (Medikamente, Entspannung, Magnesium) 3 bis 6 Monate. Ist dann eine
Anfallsfreiheit oder eine weitgehende Besserung eingetreten, setzt man mit der Behandlung aus. Geht es dem
Patienten weiterhin gut, freut man sich. Treten wieder Anfälle auf, wird die Behandlung wieder aufgenommen und nach
einem Jahr erneut ausgesetzt.
Es gibt noch mehr Wege, die ans Ziel führen!
Migräne - naturheilkundlich behandelt, das Gewitter im
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